Volvo P1800 S

In Italien entworfen aber durch und durch schwedisch

Datum: 24.11.2011     Autor: Kay MacKenneth

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Mit dem aufregend schönen Volvo P1800 war dem schwedischen Autobauer ein großer Wurf gelungen. Fließende Linien, sportliche Note und eine feine Innenausstattung, die selbst gehobenen Wünschen entsprach begeisterte. Dabei hatte es der bildschöne Wagen von Anfang an schwer. Designer Helmer Petterson hatte mit dem Vorgängermodel P1900 Schiffbruch erlitten. Die Nachfrage war so gering, dass nur 68 Exemplare gebaut worden waren. Für das neue Projekt sollte italienisches Design den Aufschwung bringen. Die Carozzeria Frua wurde Mitte der 1950er Jahre beauftragt etwas Neues zu entwickeln. Dort arbeitete ein junger Student namens Pelle Petterson, Sohn des Helmer Petterson.

Als 1960 der gelungene Volvo P1800 auf der Brüsseler Motorshow präsentiert wurde, schwärmten alle von der Handschrift Fruas. Erst 52 Jahre später anerkannte die Volvo Car Cooperation, dass es Pelle Petterson war, der das Fahrzeug entworfen hatte. Man hatte die Magie, die das italienische Design dem schwedischen Wagen gab, nicht zerstören wollen mit der Wahrheit, dass ein schwedischer Student der Urheber war. Heute zählt Pelle Petterson zu den bedeutendsten schwedischen Boots-Designern.

Drei Prototypen wurden zwischen 1957 und 1958 bei der Carozzeria Frua gebaut. Die Produktion des P1800 sollte bei Karmann in Braunschweig erfolgen. Doch das passte Volkswagen nicht. Karmann wurde vor die Wahl gestelle, weiter für Volkswagen zu prodzuzieren oder den Volvo P1800 herzustellen. Karmanns Absage an Volvo folgte. Bei den weiteren Überlegungen waren es die hohen Anforderungen an die Qualität, die auch NSU, Drautz und Hanomag aus dem Rennen warfen.
Letztendlich wurde bei Jensen Motors in West Bromwich in England montiert und die Karosserien bei der Pressed Steel Company in Linwood hergestellt. Doch zeigten sich sehr bald qualitative Mängel an Montage und Lackierung und Volvo entschied sich 1963 die Produktion zurück nach Schweden zu holen.

Die Fahrzeuge erhielten fortan am Heck eine Modellbezeichnung 1800 S (für Schweden).
Dies sollte nicht die einzige Veränderung bleiben. Auch die Motorleistung des 1,8 Liter Reihen-Vierzylinder-Motors wurde von vorher 90 PS auf 96 PS gesteigert. Damit erreicht der sportliche Schwede eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 175 km/h.
Ein reinrassiger Sportwagen war der P1800 dennoch nicht, eher ein sportlicher Grand Tourismo für lange Fahrten. „Bei langen Überlandfahrten schätzt man die gute Innenausstattung mit den bequemen allseits verstellbaren Sitzen, dem großen Komfort und der überaus großen Sicherheitsausrüstung.“ versprach schon der Prospekt „Die gut durchdachte Ausrüstung des Innenraums, mit reichlich Raum für Gepäck macht den Volvo 1800S, zum idealen Reisewagen in aller Welt.“

Der Motor ist durch die fünffach gelagerte Kurbelwelle besonders laufruhig und beständig. Die untenliegende Nockenwelle steuert die hängenden Ventile über seitliche Stößelstangen an. Das Kraftstoff- Luft-Gemisch wird über zwei SU oder Stromberg Vergaser erzeugt.

Auch Fahrwerkstechtisch ist der Volvo P1800 zu seiner Zeit sehr fortschrittlich. Einzelradaufhängung an Dreiecksquerlenkern mit Schraubenfeder, Teleskopstoßdämpfer und Querstabilisator vorne und eine Starrachse an Längslenkern mit Panhardstab, Schraubenfedern und ebenfalls Teleskopstoßdämpfern hinten, halten in jeder Situation die Kurvenstabilität. Diese Technik entstammt der gleichzeitig gebauten Amazon Serie.

Die als Volvo P1800 S gebauten Modelle erkennt man in erster Linie an den Radkappen, da die Karosserien weiterhin aus den Pressed Steel Werken in England stammten. Erst später stellte man auch dieses Produktion nach Schweden um.

Die beste Werbung für den Volvo P1800 war die Fernsehserie „The Saint“ (in Deutschland „Simon Templar“), in der Roger Moore den P1800 über viele Jahre als Dienstwagen fuhr.
Zwischen 1961 und 1972 wurden 39.407 Volvo P1800 in verschiedenen Varianten und Motorisierungen ausgeliefert, 8077 Kombimodelle zwischen 1972 und 1973.