Bentley "Blower" Die Cricklewood Bentleys
Interviewpartner: Georg Canzler, Head of Marketing - Arnage/Mulliner, Bentley Motors European Head Office
1919 stellte Bentley den ersten eigenen Wagen vor, der in der Fabrik in Cricklewood produziert worden war. Nach ausgiebigen Tests wurde der 3 Liter-Bentley ab 1921 in insgesamt 1622 verschiedenen Bauformen hergestellt.
Der schnellste Wagen dieser Serie war der Super Sports. Dieser 3 Liter-Bentley erreichte die beachtliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 160 km/h.
3 Liter-Bentley vor Fabrikgebäude in Cricklewood (Bild: Bentley Motors)
Das Nachfolgermodell des 3 Liter-Bentley, war der 4 ½ Liter mit der gleichen Zylinderabmessung wie der später gebaute 6 ½ Liter, der jedoch nur 4 Zylinder hatte.
Gewünscht war ein Fahrzeug mit mehr Leistung, als es der 3 Liter-Bentley hatte.
Auch die 4 ½ Liter-Bentleys zeichneten sich durch mehrere Rennerfolge aus, aber erst als ein weiteres Fahrzeug aus strategischen Gründen mit ins Spiel kam rückte der für jeden Fahrzeugbauer immens wichtige Prestige-Sieg beim Rennen in Le Mans in erreichbare Nähe.
So begann die Geschichte des legendären Bentley "Blower". Nie zuvor schrieb ein Fahrzeug Renngeschichte, ohne jemals einen Sieg errungen zu haben.
Der Bentley Blower ist ein 4 ½ Liter Bentley, mit einem auf der Kurbelwelle angebauten Kompressor, der dauerhaft zugeschaltet ist. Für den Sieg in Le Mans erdachte sich Bentley nun eine Taktik, um die überlegenen Mercedes SSK aus dem Rennen zu bringen. Und der Plan ging auf.
So funktionierte es: Drei Bentleys mit Kompressor wurden neben den normalen 4 ½ Liter Bentleys in die Rennen geschickt. Der favorisierte Mercedes SSK hatte einen eingebauten Kompressor, der allerdings nur immer wieder kurzfristig zugeschaltet werden konnte. Die Bentley "Blower" hingegen hatten aber einen konstant zugeschalteten Kompressor eingebaut. Die Leistung dieser Fahrzeuge war daher gleichbleibend hoch und es gelang den Bentleys die Mercedes SSK zu jagen. Um nicht überholt zu werden mussten die Merceds-Rennfahrer immer wieder ihren Kompressor zuschalten.
Mercedes SSK im Mercedes Benz Museum ( Bild: Mercedes Media )
Die SSK beanspruchten ihre Maschinen während dieser Hetzjagd so sehr, dass sie relativ bald ausfielen und stehenblieben.
Auch die Bentley "Blower" fielen durch die dauerhafte Überbeanspruchung irgendwann im Rennen aus. Aber damit hatte man gerechnet. Sie hatten schließlich ihre Funktion erfüllt, indem sie den großen Konkurrenten Mercedes SSK ausgeschaltet hatten. Der Weg war nun frei für die 4 ½ Liter-Bentleys, die es jetzt schafften einen vier-fach Sieg einzufahren und alle vier ersten Plätze zu belegen.
Insgesamt wurden 55 Bentley "Blower" gebaut.
Von jedem dieser Wagen gibt es genaueste Dokumentationen über den Verbleib, Umbauten, Modifizierungen und Besitzerwechsel. Fünf dieser Fahrzeuge wurden speziell für den Rennfahrer Tim Birkin gebaut. Nur circa 40 Fahrzeuge sind noch vorhanden.
Der Kompressor
Der Amherst Villiers entworfene Kompressor des Types Rootes sorgte für einen Druck von 4,3 bis 4,5 bar bei 3.500 U/min. Um die Blower Bentleys für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans aufzurüsten, mußte eine Mindestzahl von 50 gebauten Exemplaren nachgewiesen werden. % Fahrzueg wurden speziell für Le Mans gebaut. Obwohl die Maschine mit großem Aufwand der stärkeren Beanspruchung angepasst war, traten immense Mängel bei der Ölversorgung und Kühlprobleme auf und die Blower vielen bei den meisten Rennen aus.
Zwei rotierende Profile bauen den Druck auf und leiten diesen weiter in den Brennraum.
Funktionsanimation eines "Blower" Kompressors im Querschnitt.
Tim Birkin im Bentley Blower 1930
Die Bentley Blower Fahrzeuge in der Boxengasse Le Mans 1930
Bentley Siege:
Jahr | Rennen | Platz | Wagen | Fahrer |
1923 | Le Mans | 4th | 3 litre | Duff/Clement (P.Entry)
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1924 | Le Mans | 1st | 3 litre | Duff/Clement (P.Entry)
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1925 | Le Mans | - - | 3 litre 3 litre | Duff/Clement (P.Entry) Moir
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1926 | Le Mans | - - - | 3 litre 3 litre 3 litre | Davis/Benjafield Clement/Duller Thistlethwayte/Gallop
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1927 | Le Mans | 1st - - | 3 litre 4½ litre 3 litre | Davis/Benjafield Clement/Callingham Duller/d’Erlanger
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1928 | Le Mans | 1st 5th - | 4½ litre 4½ litre 4½ litre | Barnato/Rubin Birkin/Chassagne Clement/Benjafield
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1929 | Le Mans | 1st 2nd 3rd 4th - | 6½ litre 4½ litre 4½ litre 4½ litre 4½ litre | Barnato/Birkin Kidston/Dunfee Benjafield/d’Erlanger Clement/Chassagne Howe/Rubin
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Sieger Kidston und Barnato in Le Mans 1930
1930 | Le Mans | 1st 2nd - - - - | 6½ litre 6½ litre 6½ litre 4½ litre SC 4½ litre SC 4½ litre SC | Barnato/Kidston Clement/Watney Davis/C Dunfee J Dunfee/Harcourt-Wood Ramponi/Benjafield Birkin/Chassagne
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1931 | Le Mans | - | 4½ litre | Bevan/Couper (P.Entry)
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1932 | Le Mans | - | 4½ litre | Mary/Trevoux (P.Entry)
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1933 | Le Mans | - | 4½ litre | Gas/Trevoux (P.Entry)
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1949 | Le Mans | 6th | 4¼ litre | Hay/Wisdom (P.Entry)
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1950 | Le Mans | 8th 14th | 4¼ litre 4¼ litre | Hall/Clarke (P.Entry) Hay/Hunter (P.Entry)
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