Italien / Cernobbio Concorso d’Eleganza: Teure Pferdestärken & ein Hauch von Ascot
Eleganter kann eine Fahrzeugpräsentation nicht sein, als der Concorso d’Eleganza am Ufer des Comer Sees. Prestigeträchtig die Fahrzeuge aus sechs Jahrzehnten Automobilgeschichte, trendweisend die Concept- und Prototyp-Cars, wohlbehütete die Damen am Arm eleganter Kavaliere - ein Hauch von Ascot weht an diesem traditionellen April-Wochenende um das Luxushotel Villa d’Este unter Tessiner Sonne. Nur werden hier nicht wie in Ascot schnelle Pferde, sondern edle Karossen geehrt. Geduldig harren die geladenen Gäste bei einem Glas Champagner oder einer Latte Macciato auf der kiesigen Terrasse vor dem Grandhotel aus. Man knabbert vorsichtig an einem Clubsandwich und begrüßt alte Bekannte, bevor die zweistündige Präsentation beginnt und die Teilnehmer ihre wertvollen Kraftfahrzeuge mitten durch die Gasse der Kaffetische lenken. "Was ist dagegen Pepple Beach," stellte die Gattin eines der Raritätenbesitzer seufzend fest "Diese Atmosphäre ist unvergleichlich." Und man möchte ihr Recht geben. Seit die BMW Group das Patronat vor einigen Jahren übernommen hat, lebte die einst exklusive Veranstaltung wieder auf und entwickelte sich zum Weltklasse-Event.
Der Concours rund um die 5-Sterne-Luxus-Herberge im Wettbewerb um den begehrten Pokal Coppa d´Oro Villa d´Este dauert für den einzelnen Teilnehmer, den Beifahrer und das zugelassene Fahrzeug kaum länger als zehn Minuten. Fast alle Besitzer der zum Teil Millionen teueren Automobile sitzen selbst am Steuer. Den meisten ist die Anspannung am Start vor der Terrasse ins Gesicht geschrieben. Wird der Motor zuverlässig anspringen, wird das Fahrzeug, in das man Leidenschaft, Liebe und Geld gesteckt hat die Jury und das Publikum begeistern? Man fährt schließlich unter seinesgleichen und präsentiert sich.
Sieger des Concorso d´Eleganza 2008 in der Villa d´Este wurde der Mercedes 540K "Autobahnkurier". Der "Coppa d´Oro Villa d´Este" ging an die Eigentümer, Arturo und Deborah Keller, ein mexikanisches Großunternehmerpaar (Autoteile, Weingüter etc).
Präsentiert wurde der "Autobahnkurier" Fahrzeug 1935 bei der IAMA.
Der "Autobahnkurier", wurde als schnelles, stromlinienförmiges Touring-Fahrzeug konzipiert und galt als besonders fortschrittlich in Sachen Automobiltechnik. Gebaut wurde er nur mal, zwei Fahrzeuge sind weltweit noch erhalten. Präsentiert wurde das aufwendig restaurierte Siegerfahrzeug von Arturo Keller der Öffentlichkeit erstmals im Jahr 2006. Der "Autobahnkurier" basiert auf der Technik des 540K, einer Weiterentwicklung des 500K und hat einen 8 Zylinder Motor mit zuschaltbarem Roots-Gebläse als Kompressor. Die Leistung liegt normal bei 100PS, mit zugeschaltetem Kompressor bei 150PS. Um eine bessere Straßenlage zu bekommen, wurden Motor und Kühler noch einmal ein Stück hinter die Vorderachse versetzt. Bei den normalen 500K Fahrwerken sitzen Kühler und Motor direkt an der Vorderachse. Man erkennt den "Autobahnkurier" sehr deutlich an der geschlossenen Stromlinienform und der V-förmig angeordneten Windschutzscheibe.
Präsentiert wurde dieses Fahrzeug 1935 bei der IAMA als ein Coupé mit zurückversetztem Motor auf normalem Fahrgestell des 500K, welches länger war als das der sportlichen Roadster. Angelehnt an den Stil der französischen Bugatti Grand Tourisme Coupe Form und den bizarren Stromlinien Limousinen der Firma Delahaye, sorgte die Vorstellung für Aufsehen. Die Form an sich hatte man bereits bei der 2000 km Fahrt durch Deutschland sehen können und hatte dabei auch bereits einen Klassensieg errungen. Die Form verfügte nicht unbedingt einen optimalen CW-Wert. Die vorderen Räder waren teilverkleidet, die hinteren Räder voll verkleidet. Das Heck entspricht etwa einem VW Käfer Rücken und die Scheinwerfer sind tropfenförmig ausgebildet. Man vermutet beim ersten Blick an den Rädern Scheibenbremsen. Es sind aber nur Speichenräder mit dahinter gesetzten lackierten Blechblenden.
Zum "Best of Show" und damit zum Gewinner der begehrten Trofeo BMW Group wählte die Jury den Ferrari 166 MM Berlinetta Touring aus dem Jahr 1949. Graf Giannino Marzotto erwarb ihn von Enzo Ferrari. Die aerodynamische Coupé Karosserie in erhielt der Wagen von Touring Superleggera. Das Fahrzeug war beim Genfer Salon 1950 erstmals ausgestellt worden. Später erhielt er einen neuen V-12 Colombo Motor des Typs 195 und gewann die Mille Miglia noch im selben Jahr. In den späten Fünfziger Jahren kam der Ferrari 166 MM bei kleineren Rennen in den USA zum Einsatz, bevor er 1965 zusammen mit dem Originalmotor von 1949 an einen amerikanischen Sammler verkauft wurde, der ihn bis zum Jahr 2001 behielt. Der heutige Besitzer, John Croul, ewarb den Wagen schließlich 2003 und ließ ihn komplett in den Originalzustand restaurieren.
Als Sieger der Trofeo BMW Group Italia wählten die Besucher den Delahaye 135 M von Figoni & Falaschi aus dem Jahr 1937. Der Roadster wurde auf der Pariser Automobilausstellung 1937 vorgestellt und an einen indischen Maharadscha verkauft. 50 Jahre später verließ der Delahaye Indien und wurde in England restauriert. Der heutige Besitzer, Peter Mullin aus den USA, erwarb das Auto im Jahr 1993.
Mit dabei war unter 50 ausgewählten klassischen Schönheiten aus sechs Jahrzehnten war auch ein Ferrari 166MM Touring Berlinetta (Baujahr 1949), der als mehrfacher Rennsieger (1950 Mille Miglia) von sich reden machte oder auch ein ATS 2500 GT (Baujahr 1963), der als erster italienischer Wagen einen Mittelmotor hatte und nur drei mal gebaut worden war. Viel bestaunt: der Alfa Romeo 6C 2300 Jankovits (Baujahr 1935), einzigartig und mit einer geradezu abenteuerlichen Vita.
Ein durchpflügtes Blumenbeet beim Start, ein paar Motor-Fehlzündungen und blauer Abgasdunst am Ende, ein paar Tropfen auslaufendes Öl, eine Lache Bremsflüssigkeit - daran stört sich in diesen Stunden niemand. Was zählt ist der Genuß an der Eleganz des Automobildesigns gestern wie heute.
Concorso d’Eleganza-Sonntag: der Tag des Publikums. Die Fahrzeuge werden in die Ausstellungs-Location der nahen Villa Erba gefahren und dort der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Die Besucher wählen ihren Favoriten im Bereich Design: Sieger ist der Bugatti Veyron Fbg Hermès Bugatti.
Alle Sieger & Preise des Concorso d´Eleganza 2008-04-28
Trofeo BMW Group
Best of Show by the Jury
Ferrari 166 MM Berlinetta Touring, 1949, Karosserie Stabilimenti Farina
Coppa d’Oro Villa d’Este
Best of Show by Public Referendum at Villa d’Este
Mercedes-Benz 540 K Autobahnkurier Coupé Mercedes-Benz, 1938
Trofeo BMW Group Italia
By Public Referendum at Villa Erba
Delahaye 135 M 2-seater roadster Figoni & Falaschi, 1937
Concorso d’Eleganza Design Award
By Public Referendum at Villa Erba
Bugatti Veyron Fbg Hermès Bugatti, 2008
Entrant: Georges Keller (D)
Class Winners and mention of Honour
Class A
"TOURING TITANS - Status Symbols of the 1920s & '30s"
Class Winner:
Daimler Double Six Sport Saloon Martin Walter, 1932, J. Peter Ministrelli (USA)
Mention of Honour:
Hispano-Suiza J 12 Berline Fernandez & Darrin, 1936, Jorge Fernandez (AUS)
Class B
"KINGS OF THE ROAD High Performance Models of the 1920s & '30s"
Class Winner:
Alfa Romeo 6C 2500 SS Cabriolet Pinin Farina, 1940, Marc Caveng (CH)
Mention of Honour:
Delahaye 135 M 2-seater roadster Figoni & Falaschi, 1937, Peter Mullin (USA)
Class C
"STREAMLINED - Style and speed"
Class Winner:
Mercedes-Benz 540 K Autobahnkurier Coupé Mercedes-Benz, 1938
Mention of Honour:
Bugatti 57 SC Atalante 2-door Coupé Gangloff, 1937
Class D
"RIVIERA CRUISING - Post-War European Cabriolets"
Class Winner:
Maserati A6 G54 Cabriolet Frua
Mention of Honour:
Bentley S1 Cabriolet Graber, 1956
Class E
"SPEED AND STYLE - Sports Cars in Italian Suits"
Class Winner:
Ferrari 250 GT Serie 1 Spider Pinin Farina, 1958)
Mention of Honour:
Fiat 8V Coupé Ghia, 1954
Class F
"THOROUGHBREDS - The Golden Age of the Granturismo"
Class Winner:
Bentley S1 Continental 2-door Saloon Mulliner, Fred Kriz, 1959 (MC)
Mention of Honour:
Ferrari 250 Europa Coupé Pinin Farina, 1954, Johan Van Puyvelde (B)
Class G
"ITALIAN DREAMS - Show Cars by Italian Designers"
Class Winner:
Lancia Stratos Coupé Bertone, 1970, Chris Hrabalek (UK)
Mention of Honour:
Ferrari 206 S Dino Competizione Berlinetta Pininfarina, 1967, James M. Glickenhaus (USA)
Class H
"ENDURANCE LEGENDS - Racing Greats of the 1950s "
Class Winner:
Ferrari 166 MM Berlinetta Touring, 1949, John Croul (USA)
Mention of Honour:
Ferrari 500 TRC Spider Scaglietti, 1957, Gabriele Artom (I)
Special Prizes by the Jury
Trofeo "FIVA"
To the best preserved car by the Jury
Jaguar XK SS 2-seater sports Jaguar, 1957, Gary Bartlett (USA)
Trofeo Rolls-Royce
To the most elegant Rolls-Royce by the Jury
Rolls-Royce Phantom III Sport Saloon Barker, 1937, Heinz Eymann (CH)
Trofeo Auto & Design
To the most exciting design by the Jury
Pegaso Z-102 "Thrill" Berlinetta Touring, 1953, Roland D’Ieteren (B)
Trofeo Girard-Perregaux
Special Prize of the Jury
Bugatti 57 SC Atalante 2-door Coupé Gangloff, 1937, Antonius Meijer (NL)
Trofeo BMW Group Classic
To the most sensitive restoration by the Jury
Bentley S1 Cabriolet Graber, 1956, Dr. Franz-Josef Paefgen (D)
Trofeo Automobile Club di Como
To the car driven from farthest away
Bentley S1 Continental 2-door Saloon Mulliner, 1959, Fred Kriz (MC)
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