HOME  -   PORTRAIT  -   KNOW HOW  -   EXPERTEN  -   WISSENSWERTES  -   LEBENSART  -   NEWS  -   BLOG  -   FORUM  -   TERMINE  -   LINKS  -   KONTAKT



Bad Homburg


Mythos Porsche: Volkswagen & Traumauto



20.04.2009   Autor: Oliver Kammern

Central Garage
Central Garage

Ein Jahr lang wird die große Wechsel-Ausstellung zum Thema Porsche dauern, die am 18. April in der Central Garage eröffnet wurde. Oldtimer-Liebhaber finden ihre Schwerpunkte bei den Themenbereichen "Automobile", "Rennsport" und "Konstruktionen". Neuwagen-Freunde kommen bei "Porsche Neuzeit" auf ihre Kosten. Den Ausstellungs-Auftakt macht die frühe Historie der Marke Porsche bis in die 60er Jahre. Im Mittelpunkt: die Entstehungs- und die Modellgeschichte des Typs 356.

Die erste Ikone

Gleich zwei Exponate repräsentieren das "Urmodell" des "356", das Ferry Porsche auf der Grundlage des Volkswagens mit dem leistungsgesteigerten VW-Motor sowie Serienteilen von VW entwickelte und dem Käfer-Schöpfer Erwin Komenda das Design gab: ein Coupé von 1950 mit der zweigeteilten Frontscheibe und ein Coupé von 1953 mit der typischen Knickscheibe. Neben weiteren Fahrzeugen der verschiedenen Baureihen, die bis 1965 produziert wurden, werden vor allem auch die Carrera-Versionen eines Speedster, eines Cabrios und eines Coupés, alle aus dem Jahr 1957, ihre Faszination ausstrahlen.

Auf der Überholspur

Welches Fahrzeug könnte die Anfänge der Porsche-Rennsportgeschichte besser dokumentieren als der 550 Spyder. Mit ihm begann der Zuffenhausener Automobilproduzent auf den Rennstrecken der Welt auf der Überholspur zu fahren. Siegesgewohnt auch der 904 GTS, der als erster Porsche-Rennwagen eine Kunststoffkarosserie erhielt. Die CENTRAL GARAGE zeigt eines der wenigen mit Sechs-Zylinder-Motor ausgestatteten Exemplare.

Central Garage
Central Garage

Technik und Historie

Welche Technik steckt unter den wunderschönen Formen der 356-Karosserien? Die Ausstellung zeigt Fahrgestell und Motor "pur". Um deren Entstehungsgeschichte zu verdeutlichen, sind ihnen beide Teile vom VW-Käfer zur Seite gestellt . Die Abteilung "Konstruktionen" hält außerdem "Bonbons" aus der Daimler-Zeit von Ferdinand Porsche parat: zum Beispiel einen von ihm Ende der 20er Jahre entwickelten Mercedes 680 S mit Sechs-Zylinder-Kompressormotor. Mit einem Fahrzeug dieses Typs gewann Rudolf Caracciola 1927 das Eröffnungsrennen am Nürburgring. Auch ein Prinz-Heinrich-Wagen rollt an. Er ist baugleich mit den drei Fahrzeugen, die bei der Prinz-Heinrich-Fahrt 1910 nacheinander über die Ziellinie in Bad Homburg fuhren. Eine Rarität ist weiterhin der 1955 gebaute Jagdwagen Typ 597. Den allradgetriebenen Geländewagen entwickelte Porsche für die Bundeswehr. Die indes entschied sich für den günstigeren Munga von Auto-Union.

Pferdestärken statt Pferd und Ochse

Traktoren, die Porsche entwickelt hatte und die ursprünglich von Allgaier, ab 1956 von der Mannesmann-Tochter Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen produziert wurden, runden die Schau ab: ein Schlepper Typ 313, der als AP 17 verkauft wurde, sowie ein Junior, ein Super und ein Master aus den späteren Jahren.

Central Garage
Central Garage

Die Ikone "356"

Porsche Ausstellung "Vom Volkswagen zum Traumwagen"

Ferry Porsche - Vater Ferdinand befand sich noch in französischer Kriegsgefangenschaft -, Cheftechniker Karl Rabe und Designer Erwin Komenda standen nach dem 2. Weltkrieg keineswegs vor dem Nichts. Jahrzehntelange Erfahrungen im Autobau bildeten den Grundstock für den Aufbruch in eine neue Zeit, dazu etliche VW-Teile, die noch im österreichischen Gmünd. Die drei Männer machten sich an die Arbeit und schufen einen Wagen, der zur Ikone wurde. Den "356". Ein Auto für Enthusiasten, die nicht nur ein Fortbewegungsmittel wünschten, sondern ein schnelles, sportliches Fahrzeug. Am 8. Juni 1948 erhielt die Porsche Konstruktionen GmbH Gmünd von der Kärntner Landesregierung die Einzelgenehmigung für ihren "Sport 356/1", am 4. Juli wurde der "Porsche Nr. 1" beim Grand Prix im schweizerischen Bern der Öffentlichkeit vorgestellt und sieben Tage später errang er beim Innsbrucker Stadtrennen den ersten Klassensieg.

Für die Serienproduktion änderte Porsche das Konzept allerdings: Heckmotor statt Mittelmotor, Blechpressrahmen statt Gitterrohrrahmen. 50 Stück des heute so bezeichneten "Urmodells" wurden in Handarbeit in Gmünd gefertigt, ehe die Produktion nach Stuttgart verlegt wurde. Aus Platzgründen - die Nachfrage war weitaus größer als erwartet. Schnelligkeit und hervorragende Fahreigenschaften lieferten den einen Grund, der andere fand sich in der wunderschönen flachen und aerodynamischen Formgebung mit den betonten vorderen Kotflügeln und dem abfallenden Heck. Sie blieb für Porsche bis heute wegweisend.

Doch schon in den Anfangsjahren des "356" gab es Modifizierungen. Hatten die ersten Wagen eine zweigeteilte Windschutzscheibe mit Mittelsteg, so erhielten sie ab 1952 eine einteilige Scheibe, aber mit einem Knick in der Mitte und ab 1955 wurde sie durch eine gebogene Panoramascheibe ersetzt. 1954 gesellte sich dem Coupé und Cabrio ein Speedster hinzu. Der nur mit einem Notverdeck ausgestattete offene Zweisitzer hatte eine niedrigere Frontscheibe als das Cabriolet und Steckscheiben statt Kurbelfenster. Die Baureihe A (1955-1959) sah außerdem den Convertible D. Den Typ B (1959-1963) unterzog man einer umfassenderen "Gesichtspflege", indem die Stoßstangen und Scheinwerfer höher gesetzt wurden, während die letzten "356 C" (1963-1965) im Wesentlichen nur neue Felgen und Radkappen erhielten. Eine Notwendigkeit, weil Porsche erstmals serienmäßig Scheibenbremsen einbaute.

Die Technik! Selbstverständlich entwickelte Porsche sie beständig weiter. In den 50er Jahren standen bereits mehrere Motorvarianten zur Verfügung, die bis zu einem Hubraum von 1600 Kubikzentimeter reichten. Wenn man indes von der Technik des "356" spricht, darf ein Wort nicht fehlen: Carrera. 1955 eingeführt und nach dem Straßenrennen "Carrera Panamericana" benannt, wurde der Porsche Carrera zum Supersportwagen des "Wirtschaftswunders". Der "Königswellenmotor" mit vier oben liegenden Nockenwellen leistet bis zu 130 PS und trieb das leichtgewichtige Fahrzeug auf 200 km/h.

Central Garage
Central Garage

Der erste "Renner" aus Zuffenhausen

Nicht nur der Porsche 550 Spyder schrieb Rennsportgeschichte

Der Mythos "Porsche und Rennsport" - er begann mit der 550. Porsche-Konstruktion. Ingenieur Wilhelm Hild schuf einen extrem leichten Zweisitzer aus Flachrahmen (der Nachfolger erhielt einen steiferen Gitterrohrrahmen) und Leichtmetallkarosserie, der spätere Porsche Vorstandschef Dr. Ernst Fuhrmann stattete ihn mit einem aufwändigen Vier-Nockenwellen-Triebwerk mit Doppelzündung und zwei Fallstrom-Doppelvergasern aus. Die Maschine leistete aus 1498 Kubikzentimeter bei 7800 Umdrehungen 110 PS (später 135 PS). Das erste Rennsportfahrzeug aus Stuttgart-Zuffenhausen war geboren: der 550 Spyder, vorgestellt Ende 1953 auf dem Automobilsalon in Paris und bereits in der Saison 1954 auf den großen Rennstrecken im Einsatz.

Dass die nur 550 kg leichte Flunder von Beginn an für Furore sorgen und Legenden schreiben würde, damit hatten seine Schöpfer wohl nicht gerechnet. Es begann mit der "Mille Miglia" Ende April, Anfang Mai 1954. Hans Herrmann und Beifahrer Herbert Linge kehrten nach 1000 Kilometern als überlegene Sieger in der Klasse bis 1,5 Liter Hubraum nach Brescia zurück. Im Gesamtklassement belegten sie den achtbaren sechsten Platz. Die vielfach erzählte Legende: Unterwegs tauchte am Ende einer Kurve plötzlich ein Bahnübergang auf, dessen Schranken sich gerade schlossen. Zu spät zum Bremsen. Herrmann gab Gas, hieb seinem Beifahrer auf den Helm, beide duckten sich und rasten mehr als knapp vor dem herannahenden Zug über die Schienen.

Die fünfte (und letzte) "Carrera Panamericana" im November des selben Jahres sah den kleinen Porsche als Doppelsieger in seiner Klasse. Aber die Motorsportwelt staunte noch mehr, weil Hans Herrmann sowie Jaroslav Juhan im zweiten 550 RS Spyder zwei weitaus stärkere Ferraris bedrängten und das 3000 harte Kilometer lange Straßenrennen durch Mexiko mit dem dritten und vierten Gesamtplatz beendeten. Keine Legende: Dieser Erfolg gab erst dem 550-"Fuhrmann"-Motor einen neuen Namen und ab 1972 ganzen Autos, beginnend mit dem 911 Carrera RS.

Und dann 1956 der erste Gesamtsieg für Porsche in der Markenweltmeisterschaft. Eine Sensation. Auf der "Targa Florio", dem extrem schweren, engen und kurvenreichen Gebirgskurs in Sizilien, deklassierten der begnadete italienische Rennfahrer Umberto Maglioli und Porsches genialer PR-Chef Fritz Huschke von Hanstein mit dem kleinen 550 A Spyder die wesentlich leistungsstärkere Konkurrenz deutlich. Fast 15 Minuten vor Ferrari und Maserati fuhren sie durch das Ziel. Die Konsequenz aus diesem ersten großen Rennerfolg: Der Name "Targa" hielt wenige Jahre später Einzug in Porsches Modellbezeichnungen.

Leider rankt sich auch ein trauriger Mythos um den 550 Spyder. Er trägt den Namen James Dean. Der erst 24 Jahre alte Kultschauspieler und Hobbyrennfahrer verunglückte im "Little Bastard", wie er seinen 550 Spyder getauft hatte, am 30. September 1955 auf der Fahrt zur Rennstrecke von Salinas in Kalifornien tödlich.

Central Garage
Central Garage

Ein roter Porsche für die Bauern

Auch Traktoren von Porsche sind in der Ausstellung zu sehen

120.000 Landwirte fuhren im "Wirtschaftswunder" Porsche. Rot lackiert war er zumeist, verfügte über Ein-, Zwei-, Drei- oder Vier-Zylinder-Motoren und seine je nach Aggregat 12 bis 50 PS ersetzten Pferd und Ochsen. Porsche-Traktoren galten den Bauern als technisch hochmodern und preisgünstig zugleich. Die ersten Prototypen konstruierte Ferdinand Porsche im Auftrag der Hitler-Regierung, die mit einem "Volksschlepper" die Motorisierung in der Landwirtschaft ankurbeln wollte. Wegen des Krieges konnte das Projekt eines riesigen Volkstraktorenwerks nicht verwirklicht werden. Porsche baute auf den Typen 111 bis 113 auf, als er 1948/49 den Dieselschlepper Typ 313 entwickelte (siehe Diagnosehalle). Er besaß einen luftgekühlten 4-Takt-2-Zylinder-Dieselmotor, leistete 17 PS und war mit Zapfwelle, Riemenscheibe, Mähantrieb, Anhängervorrichtung sowie Hebeeinrichtung ausgestattet. Der "313" ging als erster Porsche-Traktor in die Serienproduktion. Dazu hatte sich Ferdinand Porsche den Familienbetrieb Allgaier im schwäbischen Uhingen als Partner ins Boot geholt. Der AP 17 (Allgaier-Porsche), wie der Schlepper nun hieß, kostete nur 4500 Mark und verkaufte sich so gut, dass Erwin Allgaier als neue Produktionsstätte das ehemalige Dornier-Werk in Friedrichshafen am Bodensee erwarb. Das Unternehmen fertigte insgesamt rund 30.000 Porsche-Traktoren, darunter auch die Reihe A 111, A 122, A 133 und A 144, deren wesentliche Bauteile wie Kolben, Zylinder, Zylinderkopf und Lager untereinander austauschbar waren. 1956 übernahm Mannesmann die Firma, gründete die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH Friedrichshafen und errichtete neue Werkshallen sowie eine neue Produktionsstraße für die Großserienfertigung. Jetzt war die Zeit des "Junior" (1 Zyl.), "Standard" (2 Zyl.), "Super" (3 Zyl.) und etwas später des "Master" (4 Zyl.) mit ihren verschiedenen Untertypen gekommen (Junior, Super u. Master werden in der CENTRAL GARAGE gezeigt). Die Porsche-Schlepper stiegen in der Zulassungsstatistik von Platz 6 auf Platz 2. Dennoch kam schon Ende 1962 das Aus - trotz umfassender Modifizierungen der Modelle und trotz erheblicher Rationalisierungsbemühungen. Ausländische Anbieter drängten auf den Schlepper-Markt, bei gleichzeitigem Rückgang des Absatzes. 1963 lief der letzte Porsche-Traktor vom Band. Renault übernahm das Ersatzteillager, Daimler-Benz kaufte die Werksanlagen in Friedrichshafen.









AddThis Feed Button

SUCHEN