Seit Jahren standen sie ungeachtet in den Garagen. Ob
Mustang, Ferrari, Rolls Royce oder Mercedes - ein altes Auto war nichts, womit
man in den aufstrebenden Golfstaaten Renomée zeigen konnte. Bisher - denn inzwischen
dreht sich der Wind und die wichtigsten Familien des Landes und angesehene Unternehmer
erkennen das Potential, das in ihren Garagen schlummert. Die Emaar Dubai Classic
Car Show, die seit vier Jahren immer Anfang Dezember unter dem höchsten Turm
der Welt stattfindet, hat ein Übriges dazu beigetragen. Nach Schätzungen sind
zwischen 25.000 und 30.000 Oldtimer in den Vereinten Arabischen Emiraten noch
immer im Dornröschenschlaf. Es gibt Sammlungen, die man kostenfrei besichtigen
kann und andere, die wie ein Geheimnis gehütet werden.
Der Restaurator des Vertrauens ist in diesem Neuland
Vijay Pillai, der sich seit rund sechs Jahren auf die Restauration von Oldtimern
spezialisiert hat. Selbst eine Probefahrt durch den dicken Verkehr auf den Straßen
Dubais gehört dazu. Vijay Pillai hatte ersten Kontakt mit Oldtimern, als ein
Kunde aus Australien seinen Daimler Dart restaurieren wollte. Der Funke und
die Idee möglichst nahe am Original zu arbeiten sprang über.
Inzwischen sind vier Hallen der Marx Garage von Vijay Pillai gefüllt mit Oldtimern,
die auf Restauration warten oder kurz vor der Fertigstellung sind.
Die Zeit drängt, denn der Concours d’Elegance in Kuwait
ist der nächste Auftritt für die schönsten der schönen Oldtimer der Region.
Beim seltenen Adenauer 300 Cabriolet, kann auch Vijay Pillai seinen Stolz kaum
verbergen, als er von den hohen Staatsgästen erzählt, die in diesem Oldtimer
gereist sind. Seit sieben Jahren wird das wertvolle Fahrzeug restauriert. Da
die Beschaffung der Original-Ersatzteile bei einem solch seltenen Fahrzeug extrem
schwierig ist, musste der Besitzer Geduld mit bringen. „Der Wagen ist schon
auf der Straße“, berichtet Vijay Pillai, „aber es fehlt noch an ein paar Kleinigkeiten
wie Chrom-Details, die noch nicht ganz perfekt sind.“ Die meisten Ersatzteile
kommen vom Mercedes Classic Center aus Deutschland, während der Motor bei einer
berühmten Firma in USA überholt wurde, die ausschließlich auf 300er Motoren
spezialisiert ist. Seit eineinhalb Jahren wird die Situation um die Ersatzteilbeschaffung
zunehmend schwieriger. „Speziell mit den Gummiteilen wird es manchmal eine echte
Herausforderung“, so Vijay Pillai „da die Händler hier von Mercedes nicht damit
beliefert werden und selbst wenn man es bekommt ist es übermäßig teuer.“
Originalität, das hat man auch im Land der 1001 Möglichkeiten
schnell gelernt – ist das Wichtigste bei der Restauration eines Oldtimers, der
an Wert gewinnen soll. Der Auftraggeber dieses Jaguars hat Vijay Pillai deswegen
mit allen Details deren er habhaft werden konnte, versorgt.
Vor jeder Restauration steht die Recherche der genauen Daten und Eigenheiten
eines Oldtimers. Dabei ist das Internet oft die einzige Möglichkeit an Informationen
zu kommen. „Auf dem lokalen Markt hier gibt es kaum eine Chance, sich zu informieren.
Dafür sind wir auf das Internet oder historische Bücher angewiesen. Natürlich
aber hängt es jeweils davon ab, wieviel Geld und Zeit ein Kunde darauf verwenden
will“, berichtet der Restaurator und „Mit jedem Fahrzeug, das wir machen werden
wir besser und besser.“
Die Blecharbeiten werden von Spezialisten ausgeführt,
die seit Generationen das Handwerk der Schmiedekunst innerhalb der Familie weitergeben.
„Das hat uns ermöglicht, auch Teile nach zu fertigen und zu ihrer alten Schönheit
zurück zu bringen“, so Vijay Pillai „denn es gibt viele Teile einfach nicht
mehr zu kaufen.“ In den Vereinten Arabischen Emiraten gibt es keine übergreifende
Ausbildung zum Fahrzeugrestaurator, deshalb führt der Unternehmer für seine
Mitarbeiter wöchentlich Kurse zur Weiterbildung durch.
Die hohe Qualität der Max Garage von Vijay Pillai hat sich über die Landesgrenzen
herumgesprochen. „Vier bis fünf Fahrzeuge, die wir hier restauriert haben sind
nach Deutschland gegangen“, erzählt er „die meisten anderen Kunden sitzen aber
in den Golfstaaten.“