Heidelberg
Doppelter Genuss für Oldtimer-Fahrer

31.05.2009   Autor: Désirée Rohrer

Von Pforzheim bis nach Mannheim führt die "Bertha Benz Memorial Route". Wer nachempfinden will, welche großartige Leistung Bertha Benz im Sommer 1888 vollbracht hat, kann das nun ganz individuell. Inzwischen ist die 194 Kilometer lange Bertha Benz Memorial Route Mitglied komplett ausgeschildert und sogar Mitglied im renommierten ERIH (European Route of Industrial Heritage e.V.).

"Bertha Benz hat der Welt eine Mobilität gebracht, ohne die das moderne Leben auf der Erde kaum vorstellbar ist. Aber diese große Pioniertat, die dem anfänglich noch bespöttelten Automobil zum endgültigen Durchbruch verhalf, drohte in Vergessenheit zu geraten", so Frauke Meyer, Vorsitzende der Bertha Benz Memorial Route e.V. 2007 gründeten daher Frauke und Edgar Meyer in Nordbaden eine Non-Profit-Initiative, die das Andenken an Bertha Benz bewahren möchte. Dabei hatten die beiden keinesfalls ein steinernes Denkmal im Sinn - sie wollten die dynamische Leistung der großen Automobilpionierin durch ein ebenso dynamisches Denkmal ehren. Unterstützt wurde die Initiative durch den Karlsruher Regierungspräsidenten Dr. Rudolf Kühner und dessen Regierungspräsidium. Das Ergebnis: eine Ferienstraße, die als "Straße der Industriekultur" exakt den Spuren jener ersten automobilen Langstreckenfahrt vom August 1888 folgt.

Die Historie der Route

1986 hatte Dr. Carl Benz, der Ehemann von Bertha Benz und Vater zweier Buben, in Mannheim das Automobil erfunden. Es war der Benz Patent Motorwagen Nr. 1 (Reichspatent Nr. 37435 vom 29.1.1886) - aber niemand wollte das Automobil kaufen. Erst als Bertha Benz, übrigens ohne sein Wissen, zusammen mit ihren 13 und 15 Jahr alten Söhnen durch ihre Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und zurück die Alltagstauglichkeit der pferdelosen Kutsche bewies, wurde daraus ein ungeheurer Erfolg.

In Wiesloch, einige Kilometer südlich von Heidelberg, ging Bertha und ihren beiden Söhnen zum ersten Mal der Sprit aus. Daher mussten die drei mutigen Automobilisten in der Stadtapotheke Ligroin kaufen, ein Reinigungsmittel, das damals als Kraftstoff diente. So wurde die Apotheke in Wiesloch zur ersten Tankstelle der Welt - und jeder kann sie besuchen, denn sie existiert auch heute noch.

Zwei schlimme Pannen ereilten die drei auf offener Strecke, so dass mit "Bordmitteln" repariert werden musste. Diese beiden eher dramatischen Situationen beschrieb die technisch sehr versierte Bertha Benz später so: "Das eine Mal war die Benzinleitung verstopft - da hat meine Hutnadel geholfen. Das andere Mal war die Zündung entzwei. Das habe ich mit meinem Strumpfband repariert."

Auf der Rückfahrt musste sie dann wegen der ständigen Berg- und Talfahrt zwischen Pforzheim und Bauschlott (Neulingen) die verschlissenen Bremsen reparieren lassen. Sie schrieb später selbst: "Das Stück von Pforzheim bis Bauschlott denkt mir ein Lebtag. Denn in Bauschlott musste ein Schuster neues Leder auf die Bremsklötze schlagen, nachdem vorher mehreremal der Wagen geschoben werden musste." Jener Schuhmacher war Karl Britsch, Anwesen Pforzheimer Straße 18, der vor dem Gasthof "Adler" das Leder auf die Bremsklötze nagelte.

Die Highlights der Route Die authentische Fahrtroute der Bertha Benz verknüpft Originalschauplätze mit den Highlights einer der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands, das von der Sonne verwöhnte Wein- und Genießerland Baden.

In der Kurpfalz, der Gegend um Heidelberg, findet man viele gut erhaltene mittelalterliche Städte, dazu Zeugnisse aus römischer Zeit. Klimatisch sind die Oberrheinischen Tiefebene und die Bergstraße mit der frühesten Mandelblüte Deutschlands einfach bevorzugt.

Heidelberg hat nicht nur eine der ältesten Universitäten Europas mit vielen weltberühmten Absolventen, Heidelberg ist auch die Hauptstadt der Deutschen Romantik. Aber auch Besucher aus dem Ausland waren schon immer von der Stadt und dem romantischen Neckartal fasziniert. So weilte Mark Twain 1878, zehn Jahre vor der Fahrt der Bertha Benz, drei Monate in der Stadt, und seine Berichte prägen noch heute weltweit das Bild von Heidelberg (A tramp abroad).

Der Odenwald bietet große Waldflächen, wildromantische Schluchten und einladende Täler. Der Kraichgau dagegen ist sanft hügelig. Rechts und links der Strecke gibt es viele Kuturschätze zu entdecken. Zum Beispiel Kloster Maulbronn (UNESCO-Weltkulturerbe), wo bereits Hermann Hesse (Steppenwolf) Schüler war, aber auch Johannes Kepler und Friedrich Hölderlin. Verbunden werden alle diese Landschaften durch das, was Baden so unvergleichlich macht: Die badische Esskultur.

Wer den Spuren von Bertha Benz folgt, erlebt beeindruckende Paläste und märchenhaften Schlösser von Mannheim, Heidelberg, Bruchsal und Schwetzingen und auch Pforzheim, das Zentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie.

Weiterführende Links:

Die Route

Tourismus Informationen

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